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Technik mit Sinn gestalten

Methode
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Nele Balke

14.05.2025 (letztes Update) - 5 Minuten

Wie entwickeln wir Technologien, die wirklich zu den Bedürfnissen der Menschen passen, gerade in sensiblen Bereichen wie der informellen Pflege? In einem Workshop zur partizipativen Technikentwicklung haben wir zwei erprobte Methoden aus der agilen Softwareentwicklung genutzt: User Stories und How Might We-Fragen (kurz: HMW-Fragen). Sie helfen dabei, Nutzerbedürfnisse greifbar zu machen und kreative Lösungsansätze zu entwickeln.

Methoden im Einsatz: User Stories und HMW-Fragen

User Stories beschreiben kurz und prägnant, was eine Nutzerin oder ein Nutzer mit einer Technologie tun möchte – aus ihrer oder seiner Perspektive. So lassen sich Anforderungen klar formulieren und priorisieren. Auf dieser Basis lassen sich dann konkrete Features und eine Entwicklungs-Roadmap ableiten.

How Might We-Fragen schließen daran an: Sie übersetzen die Bedürfnisse aus den User Stories in offene Fragestellungen, die Raum für kreative Lösungsansätze lassen. So wird die Brücke geschlagen zwischen Problemverständnis und Ideengenerierung.

Im Workshop wurden 14 User Stories auf vier Thementische verteilt:

  • Eigenes Wohlbefinden
  • Zugänge und Räume
  • Vernetzung
  • Informationen

Die Teilnehmenden entwickelten dazu passende HMW-Fragen und erste Ideen zur Visualisierung potenzieller Lösungen.

Was dabei herauskam: Bedürfnisse, Ideen und Lösungsansätze

Insgesamt entstanden:

  • 22 HMW-Fragen
  • 21 Umsetzungsideen

Die inhaltlichen Schwerpunkte der HMW-Fragen ließen sich drei Themenfeldern zuordnen:

  1. Bedarfsgerechte und vertrauenswürdige Informationen Die Zielgruppe der informell Pflegenden benötigt verständliche, zuverlässige und zugleich leicht zugängliche Informationen – idealerweise in einer Form, die weder überfordert noch zu allgemein bleibt.
  2. Austausch und Vernetzung Es wurde deutlich, wie wichtig es ist, Menschen mit unterschiedlichen Erfahrungen und Fachkenntnissen zusammenzubringen – sei es zur gegenseitigen Unterstützung, zur Reflexion oder zur Entwicklung neuer Perspektiven.
  3. Entlastung und Unterstützung Hier lag der Fokus auf praktischen Hilfen: etwa Beratungsangebote in Notfällen, Rückzugsorte für pflegende Angehörige oder alltagsnahe Entlastungsmaßnahmen, um die Lebensqualität zu verbessern.

Auch die vorgeschlagenen Umsetzungsideen ließen sich in zwei Kategorien einteilen:

  • Technologiebasierte Lösungen wie Apps, KI-gestützte Anwendungen oder gamifizierte Reflexionsformate
  • Kommunikations- und Beratungsangebote, darunter Sprechstunden, digitale Begegnungsformate (wie z. B. ein „Online-Kaffeetrinken“), Vorträge oder Informationsangebote in einfacher Sprache

Fazit: Potenziale erkennen und gemeinsam weiterdenken

Der Workshop zeigte: Methoden aus der agilen Entwicklung lassen sich sehr gut auf den Bereich der partizipativen Technikentwicklung übertragen – besonders dann, wenn sie konsequent an den realen Bedürfnissen der Zielgruppe ausgerichtet sind.

Die Arbeit mit User Stories und HMW-Fragen ermöglichte nicht nur einen strukturierten Zugang zu den Herausforderungen informell Pflegender, sondern brachte auch eine Vielzahl konkreter und praxisnaher Ideen hervor. Ein gelungener Schritt in Richtung menschenzentrierter Technikgestaltung!